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Ein Land, das seinen Namen „Reiche Küste“ zu Recht trägt: Pura Vida Costa Rica! Freitag, Mai 15 2015 

Gestern habe ich mit einem Amerikaner, den ich am Flughafen kennen gelernt hatte, den Weihnachtsmarkt in Basel besucht. Es war ein netter Abend, der mir vom Zufall in die Hand gespielt wurde. Wäre ich nämlich nicht alleine nach Costa Rica gereist, hätte ich diese Bekanntschaft nie gemacht:

Es hat alles so schön begonnen: Mit einer Freundin habe ich zwei Wochen Costa Rica geplant, mit einem Freund anschliessend zwei Wochen Mexiko. Als der Freund mir absagte, weil ihm die Reise plötzlich zu teuer erschien (wohlverstanden, nachdem ich das Flugticket gebucht hatte), war ich wütend, aber als dann die Freundin wegen Magen-Darm-Beschwerden auch noch kurzfristig zurücktreten musste, dachte ich: „Das darf nicht wahr sein!“

Für die Mexiko-Reise habe ich im Internet inzwischen einen neuen Reisepartner gefunden, aber für Costa Rica reicht es nicht mehr. Und so trete ich diese Reise alleine an trotz heftigster Proteste meiner Mutter (Du spinnst, du kannst doch nicht alleine nach Mittelamerika reisen! Du verstehst die Sprache nicht! Als Frau allein wirst du vergewaltigt! Sicher klauen Sie dir wieder dein ganzes Geld wie in Indien! usw.)

San José:
Ich habe die erste Nacht in San José, der Hauptstadt von Costa Rica gebucht, sonst nichts. Also durchkämme ich an meinem ersten freien Tag die Strassen der Stadt auf der Suche nach einem Reisebüro. Dabei mache ich bereits meine erste tolle Erfahrung. Ein älterer Herr zeigt mir nämlich nicht nur den Weg zum Reisebüro, sondern schleppt auch noch meinen Koffer dorthin. Im Reisebüro informiere ich mich über die diversen Möglichkeiten. Das Ziel meiner Reise ist, möglichst viele Nationalparks zu besuchen, um die Tiere dort zu beobachten und zu fotografieren. Ich entscheide mich, zuerst den Corcovado-Nationalpark zu besuchen. Dafür muss ich den Bus nehmen. Meine Güte! Trotz vorgelernter Sätze auf Spanisch (ich kann wirklich kein Wort Spanisch) ist es gar nicht so einfach, eine Fahrkarte zu kaufen. Es gibt nämlich zwei Routen zu meinem Reiseziel, eine über Land und eine am Meer entlang. Ich soll diese am Meer entlang nehmen, da es sonst nicht reichen würde für den Bootsanschluss zum Nationalpark. Schliesslich gelingt es mir, die richtige Fahrkarte zu kaufen und so gelange ich am nächsten Tag nach langer Bus-, Taxi- und einer Bootsfahrt über so hohe Wellen, dass ich Angst habe, das Boot würde kentern, in die Drake Bay.

Corcovado:
Von meinem Hotel in der Drake Bay geht es per Boot in den Nationalpark. Auf der geführten Gruppen-Wanderung sehe ich erstmals einen Tukan. Wow! Ein herrlicher Vogel mit diesem grossen, bunten Schnabel. Ein Tapier kreuzt plötzlich unseren Weg, aber alles geht so schnell, dass ich kein scharfes Bild hinkriege! Wie ärgerlich! Am Mittag können wir einige Totenkopfäffchen beim Fressen beobachten und ich bin ganz aufgeregt, gehören diese doch zu meinen Favoriten unter den Affen.
Die Wanderung ist um 15.30 Uhr zu Ende, doch statt wie die anderen im Meer zu entspannen, mache ich mich auf, die idyllischen Küstenabschnitte zu entdecken, die von der Drake Bay bis zum Nationalpark führen. Eine Horde Kapuzineraffen veranstaltet ein Wettrennen auf dem Pfad vor mir. Die Show gefällt mir und die Zeit verfliegt viel zu schnell. Es ist schon 17 Uhr; in einer Stunde wird es dunkel. Im muss schleunigst zurück zum Hotel. Auf dem Rückweg schwirrt ein Morpho-Falter um mich herum. So einen schönen Schmetterling habe ich noch nie gesehen! Er ist riesig und seine Flügeloberseiten schillern blau-irisierend wie ein Lapislazuli. Ich zücke meine Kamera, doch es ist unmöglich, einen Schmetterling im Flug aufzunehmen. Als er sich endlich auf einem Blatt niederlässt, ist der Akku meiner Kamera leer. Ich könnte schreien vor Wut!
Gerne würde ich noch länger hier bleiben, doch ein kanadisches Ehepaar, das ich bei der Überfahrt kennen gelernt habe, bietet mir an, mich in seinem Mietwagen zum Nationalpark Manuel Antonio mitzunehmen. Das kann ich nicht ausschlagen, und so heisst es leider Abschied nehmen von Corcovado.

Manuel Antonio:
„Leider sind alle Hotels wegen Ostern ausgebucht“, kriege ich zu hören. Oh nein, daran habe ich überhaupt nicht gedacht! Ausgerechnet jetzt bin ich in Manuel Antonio, wo die Ticos, wie sich die Bewohner von Costa Rica selber nennen, üblicherweise die Festtage verbringen! Quel horreur! Aber ich habe Glück: das kanadische Ehepaar gestattet mir, in seinem Zimmer zu übernachten!
Auf dem Weg zum Nationalpark rufen mir einige Jungs „Pura Vida“ hinterher. Da ich noch nicht weiss, was das zu bedeuten hat, erwidere ich nichts. Später lese ich im Reiseführer, dass diese beiden Worte auf sehr vielfältige Art und Weise verwendet werden können, zum Beispiel als Begrüssung/Verabschiedung oder als andere Variante, jemanden nach seinem Befinden zu fragen, wie auch als positive Antwort auf diese Frage. „Pura Vida“ heisst zudem soviel wie „wunderbar“ und „danke“. Es ist ein Generalausdruck, ein wahres Zauberwort!
Obwohl der sehr kleine Nationalpark total überlaufen ist von Einheimischen, die dort an den Strand gehen, sehe ich einige Tiere, unter anderem ein Faultier, das sehr fotogen an einer Liane hängt. Super! Da hab ich den richtigen Moment erwischt. Die Dreifinger-Faultiere kommen nur ungefähr alle acht Tage auf den Boden, um sich zu erleichtern. Die meiste Zeit dazwischen verbringen sie schlafend als Fellkugel in Bäumen. Übrigens gedeihen im Fell der Faultiere Algen, die sie über die Fellpflege aufnehmen und so ihre karge Blätterkost mit wichtigen Ergänzungsstoffen anreichern. Da dann: Guten Appetit!

Carara:
Nach eine „Gallo pinto“, dem traditionellen Frühstück aus Reis mit roten Bohnen, bin ich gestärkt für den Besuch des Carara-Nationalparks, der für seine Aras berühmt ist. Leider treffe ich keine dieser bunten Vögel an (die waren alle im Garten meines Hotels, als ich noch geschlafen habe!), dafür ein Gürteltier und einige andere, genauso bunten, aber kleineren Vögel. Einer davon führt einen „Moonwalk-Tanz“ auf: er hüpft sehr schnell seitwärts einen Ast entlang. Das sieht lustig aus!
Der Bus, der mich zum Hotel zurück fahren soll, kommt nicht; nach etlichen Stunden des Wartens bleibt mir nichts anderes übrig, als in ein Taxi zu steigen, das gleich viel kostet wie in der Schweiz.

Monte Verde:
Mit einem kleinen, teuren Touristenbus geht es weiter nach Monte Verde. Den Nationalpark dort erwandere ich selber. Ein Nasenbär, der plötzlich neben mir durchs Gebüsch läuft, hat etwas gerochen. Er buddelt die Erde auf und heraus kommt etwas, das ich zuerst für eine Schlange halte. Erst als der Nasenbär dem Tier den Kopf abgebissen hat und es weiter aus der Erde gezogen hat, sehe ich, dass es sich um eine Eidechse handelt.
Monte Verde liegt in den Bergen und ist ein Nebelwald. Das ist unverkennbar: Es ist deutlich kälter als in den anderen Nationalparks. Dicke Nebelschwaden ziehen durch die Bäume, an denen üppige Moospolster wachsen, und versperren einem die Sicht. Obwohl ich mir Mühe gebe, lautlos über die schmalen Wege zu schreiten, und die Umgebung genau absuche, sehe ich so gut wie keine Tiere. Zwei Eichhörnchen balgen sich auf einem umgefallenen Baumstamm und irgendwo liegt das Skelett eines Tieres auf dem Pfad. Als ich einer Gruppe mit einem Guide begegne, zeigt mir dieser eine kleine Schlange, die ganz weit oben auf einem Baum sitzt. Wahnsinn, dass die Guides so kleine Tiere entdecken, die sich noch nicht mal gross bewegen!

Selvatura:
Über acht Hängebrücken schreite ich im Nationalpark Selvatura und erlebe den Dschungel aus einer ungewohnten Perspektive von oben. Leider treffe ich hier wieder nur wenige Tiere an. Dafür verbringe ich vier Stunden im Kolibri-Garten, wo Tränken mit Zuckerwasser aufgestellt sind. Die Kolibris sind wahnsinnig schnell und nervös, sie schwirren um mich herum wie Insekten im Geschwindigkeitsrausch, wobei ihr Gefieder in der Sonne wie Edelsteine schillert. Sie machen ein Geräusch wie grosse Hummeln, fliegen rückwärts, bleiben in der Luft stehen und vertreiben einander von den Tränken. Die Bewegung ihrer Flügel (bis zu 90 Flügelschläge pro Sekunde!) nimmt man als Schatten wahr und um ihren enormen Energieverlust auszugleichen, sind sie quasi den ganzen Tag mit Nahrungsaufnahme beschäftigt

.Curi-Cancha:
In diesem erst 2011 eröffneten Nationalpark, der wie Selvatura in derselben Region wie Monte Verde liegt, verbringe viel Zeit mit dem Beobachten und Fotografieren eines der Highlights meiner Reise: des sagenumwobenen Quetzal-Vogels. Da diese Vögel, die am Rücken sowie am Kopf und Hals und an den Flügeln leuchtend grüne Federn und akkurat davon abgetrennt eine feuerrote Brust haben, für ihr Leben gern die kleinen, wilden Avocado-Früchte fressen und es in diesem Nationalpark einen entsprechenden Baum gibt, brauche ich mich nur dort zu installieren und zu warten. Und tatsächlich: etwa viermal lassen sich ein Männchen und ein Weibchen zum Fressen auf dem Baum nieder und mir gelingen super Fotos!
In Mexiko waren die langen, grünen Schwanzfedern bei den Azteken als Kopfschmuck begehrt. Die berühmte „Federkrone des Montezuma“ aus über 450 Schwanzfedern kann man im Weltmuseum in Wien bewundern. Oder sich darüber grämen, wenn man bedenkt, wie viele Quetzal-Männchen dafür ihre Federn lassen mussten.

Tortugero:
Mit einem öffentlichen Bus verlasse ich die gebirgige Region von Monte Verde und fahre zurück nach San José. Im Reisebüro buche ich ein dreitägiges Package für den Nationalpark Tortugero, der an der Karibikküste liegt und bekannt ist für seine Vögel.
Und tatsächlich geht dort ein lang gehegter Traum in Erfüllung: ich sehe einen, bzw. diverse Arten von Eisvögeln. Zu diesem Tier habe ich eine besondere Beziehung, da mein viel zu früh verstorbener Vater, ein Primarlehrer, einen ausgestopften Eisvogel in seinem Klassenzimmer aufgestellt hatte. Dass es unterschiedliche Arten von Eisvögeln gibt, habe ich bisher nicht gewusst. Den in der Schweiz heimischen Eisvogel mit seinem türkisblauen Rücken und dem orangen Brüstchen, gibt es in Costa Rica allerdings nicht.
In meinem Package ist jeden Tag frühmorgens ein Bootsausflug durch das weit verzweigte Kanalsystem von Tortugero inklusive. Jedes Mal fällt ein Regenschauer vom Himmel. Überhaupt ist die Gegend hier sehr nass, es regnet mehrmals täglich. Zum Glück werden in meinem Hotel Schirme zur Verfügung gestellt.
Die dunkel gefiederten Schlangenhalsvögel, die wir auf dem Bootsausflug sehen, präsentieren sich uns mit weit geöffneten Flügeln, als würden sie sich extra für uns zur Schau stellen. Der Guide erklärt aber, dass die Vögel nach jedem Tauchgang ihr Federkleid an der Sonne trocknen müssen, weil sie sonst nicht mehr fliegen können.
„Look, there is a tiger heron“, ruft der Guide, als wir mit dem Boot weiter fahren und ich finde, der englische Name passt viel besser zu diesem Tier als sein plumper deutscher Name „Streifenreiher“.
Auf einem Baum sitzt ein Kahnschnabel. Eine Reiherart, die mit ihrem dunklen Häubchen, den riesigen Augen und dem flachen, sehr breiten Schnabel seltsam aussieht.
Der Helmbasilisk, der in seiner männlichen Ausgabe einem kleinen Drache gleicht, beeindruckt mich ungemein: Er kann auf seinen Hinterbeinen ein ruhiges Gewässer überqueren. Kein Wunder, heisst er im Englischen auch „Jesus Christ Lizard“!
Dadurch, dass ich allein reise, komme ich in Kontakt mit einem jungen Tico, der es sich nicht nehmen lässt, mich in einem Kanu stundenlang durch die Kanäle zu rudern und mit mir den Dschungel zu durchkämmen, wodurch ich viel mehr Tiere sehe als auf der offiziellen Tour. So zeigt er mir z.B. die roten, nur 2cm kleinen Erdbeerfrösche, die über ihre Haut ein Gift absondern, das als Pfeilgift verwendet wird. Oder die Brüllaffen, deren Gebrüll über Kilometer zu hören ist und ziemlich beängstigend klingt.
Abschied
Leider sind die zwei Wochen vorbei und ich muss weiter nach Mexiko reisen. Obwohl ich anfangs die Reise ungern allein angetreten habe, bin ich sehr zufrieden. Ich durfte liebe Menschen kennen lernen und diese faszinierende Land dadurch intensiver erleben. Ich durfte erste Erfahrungen sammeln mit Dschungelbegehungen und unzählige, für mich exotische Tiere in freier Wildbahn beobachten. Ich bin unglaublich dankbar für die vielen kostbaren Momente, die ich für immer in meinem Herzen behalten werde, und die schönen Fotos, die sich daraus ergeben haben. Pura vida Costa Rica!

Infobox
Lage: Costa Rica (CR) liegt zwischen Nicaragua und Panama in Zentralamerika und grenzt auf der einen Seite an die Karibik, auf der anderen an den Pazifik. Fläche: 51‘100 km2 Einwohner: 4‘814‘000, rund 94% Nachfahren europäischer Einwanderer, ca. 5% afrikanischer, asiatischer und indigener Abstammung Religionen: katholisch (Staatsreligion, ca. 76,3%), evangelisch (13,7%), übrige (10%) Klima: Tropisch bis subtropisch; Trockenzeit Dezember bis April, Regenzeit Mai bis November.Sprache: Amtssprache ist Spanisch. Hauptstadt: San José ist nicht nur Hauptstadt, sondern auch guter Ausgangspunkt für diverse Ausflüge. Einreisebestimmungen: Wer einen touristischen Aufenthalt in Costa Rica plant, der kürzer als 90 Tage ist, benötigt kein Visum. Für die Einreise ist ein Reisepass notwendig, der noch mindestens 6 Monate lang gültig ist. Zudem muss nachgewiesen werden können, dass ausreichend Geld für den Aufenthalt sowie ein Weiter- oder Rückreiseticket vorhanden ist. Bei der Ausreise werden Flughafensteuern von Touristen erhoben. Derzeit betragen diese 29,00 US-Dollar sowie gegebenenfalls eine Sicherheitsgebühr von zusätzlichen 6,00 USD pro Person. Die beiden Gebühren können auch in der Landeswährung, in Colones, bezahlt werden. CR als Reiseziel: Costa Rica gilt als „die Schweiz Mittelamerikas“, dies hat neben den vielen positiven Auswirkungen – Demokratie, politische Neutralität, gute Infrastruktur, relativ hoher Lebensstandard – aber auch zur Folge, dass es im Vergleich zu anderen zentralamerikanischen Staaten ein eher grosses Loch ins Reisebudget reisst. CR hat nicht nur verschieden Arten von Regenwäldern, sondern auch Vulkane und schöne Strände zu bieten sowie eine der grössten Artenvielfalten der Welt auf gleichzeitig kleinstem Raum. Da die Regierung gemerkt hat, dass Ökotourismus Geld bringt, wird Naturschutz gross geschrieben. Die Nationalparks sind fast alle ohne Guide begehbar, Wege sind gut unterhalten und ausgezeichnet. Auch Menschen, die nicht gut zu Fuss sind, können problemlos einen Dschungelspaziergang machen. Man muss – anders als etwa in Madagaskar – keine Bäche durchqueren und über umgefallenen Baumstämme klettern. „Dschungel für Anfänger“ könnte deshalb der neue Werbeslogan von CR lauten.

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Affe im Corcovado National Park.

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Das Totenkopfäffchen kommt nur an der Pazifikküste vor

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Der wunderschöne Quetzal in Curi Cancha

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Einer meiner Lieblinge: der Tukan

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Mit etwas Glück sieht man ein Faultier

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Im Carara-NP

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Zwei Kapuzineraffen in Abwehrhaltung

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Über acht Hängebrücken kann man in Selvatura schreiten

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Ein nachtaktives Kinkajou!

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Kolibris sind die Edelsteine der Lüfte

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Ein Eisvogel in Tortugero

 

Kulturelle Abenteuer in Mexico:

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Ein Detail aus eine der riesigen Wandgemälde von Diego Riviera

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Ein süsser Nasenbär in La Venta

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Uxmal mit seiner künstlerischen Puuc-Architektur

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Restaurierte Pyramide in Chichen Itza

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Mystisch im Dschungel gelegen: Palenque

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Ich in einem traditionellen mexikanischen Kleid